ITT Tagebuch Konrad Starkbaum

Aus Mythopedia
Spielwelt(en):Mitraspera
Urheber:innen:Ludwifg Sauter
Mitwirkende:
Jahr:2017

Der Aufbruch

Ich hätte nie gedacht das ich einmal ein großer Schreiber werde. Mit Sicherheit werde ich das auch nicht...doch mein Vater meinte das dies, dieses Buch hier, eine gute Idee sei. So könnte ich später darauf zurück blicken und mich besser an meine Abenteuer erinnern. Er schenkte mir diese leeren Seiten und eine Feder zum schreiben. „Schreib alles auf Junge was dich beschäftigt." sagte er zu mir und ich werde versuchen es so zu halten. Ich sollte vermutlich am Anfang beginnen, als ich Assansol verlassen hatte und warum ich dies tat. Vater war nervös...und ich war es auch. Für drei Monate sollte es sein...eigentlich keine Lange Zeit.

Doch ich habe mich tatsächlich gefragt was ich mir dabei gedacht habe als ich den Thul'Heen des Südens fragte ob er mir gestatten würde mit auf diese Unternehmung zu gehen. Und das alles nur um meinen Willen zu prüfen...und um mich als würdig zu beweisen ihr gegenüber. Heute war der Tag des Aufbruchs, ich würde auf diese Insel versetzt werden. Der Herr Alexij hat das halbe Dutzend Männer, welches zur Weltenschmiede ziehen würde, verabschiedet. Wenn ich zurück bin wird die Schildmaid Gjesken erkennen das ich ihre ständige Ablehnung mich zu unterrichten richtig gedeutet habe und ich nicht aufgegeben habe. Sie wird mich in ihre Dienste stellen, da bin ich mir sicher.

Der Abschied aus Assansol fiel mir leicht und gleichzeitig auch wieder nicht...Ich würde Vater, meine Freunde und natürlich Amelie eine lange Zeit nicht wiedersehen. Ob sie mich wohl vermissen würden? Ich sollte mit diesem weinerlichen aufhören... Nachdem die kleine Schar die Stadt hinter sich gelassen hatte, trafen wir eine weitere Abordnung mit ihnen zogen wir nordwärts zur Pforte. Die Reise verlief bisher ohne Probleme und selbst das Wetter ist uns gewogen. Es werden noch ein paar Tage vergehen bis wir die Insel erreichen werden, zumindest sagte dies unser Hauptmann...Ruppiger Kerl.... Die Rast ist vorbei und es geht weiter, ich schreibe wieder sobald ich die Möglichkeit habe...

Durch das Portal und die Ankunft an der Weltenschmiede

Viel haben meine Kameraden und ich darüber gesprochen und gemunkelt wie es wohl sein würde durch das Portal zu schreiten. Doch nichts davon wurde der Wahrheit auch nur ansatzweise gerecht. Allein die Erscheinung des Portals war unbeschreiblich, ein Relikt aus alter Zeit. Der Durchgang gesäumt von prächtigen, altehrwürdigen Greifen...die Reise selber...unbeschreiblich...alles was ich hier niederschreiben würde, würde der Wahrheit nicht gerecht werden.

Die Reise war ein Wunder, eines von vielen auf diesem Kontinent. Der Trupp des Goldenen Reichs hatte mittlerweile sein Ziel erreicht. Wir waren an der Weltenschmiede, dem Nabel der Welt...Ursprung Mythodeas oder Mitrasperas. Ich muss ausgesehen haben wie ein Idiot, zumindest lachten mich die älteren Soldaten aus. „Seht nur der Jungspund ist so leicht zu begeistern.“ diese Einfallspinsel...keine Ehrfurcht vor dem Ort an dem wir waren...vielleicht wussten sie es auch einfach nicht. Ich fand keine Worte für das was ich dort erblickte...ich fiel auf meine Knie und lies alles auf mich wirken, die Eindrücke, die Macht dieses Ortes, die Geschichte die ich nur erahnen konnte...es dauerte eine ganze Weile bis ich überhaupt etwas heraus brachte. Ich betete zu den Elementen und dankte für die sichere Reise hier her und das sie über meinen Herrn Vater wachen sollten. Unsere kleine Schar schloss sich den bereits vor Ort stationierten Soldaten des Goldenen Reiches an. Archon Kjeldor hatte diese Truppe vor einer ganzen Weile hierher entsandt. Sie waren bereits seit einigen Monaten hier und hatten den Winter auf dieser Insel verbracht...

Ende der zweiten Woche

Seit knapp zwei Wochen bin ich nun hier stationiert. Ich habe inzwischen alles gesehen und es mir mehrfach angesehen, immer und immer wieder. Ich würde durchaus sagen ich kenne diesen Ort nun so gut wie es geht. Um die Stelle des Portals in die Spiegelwelt habe ich immer einen großen Bogen gemacht. Ich hatte ein mulmiges Gefühl in seiner Gegenwart, was wenn sie hier irgendwann durchkommen würden. Diese Frage stellte ich mir immer und immer wieder. Doch dann kamen mir die Worte unseres Hauptmanns in den Sinn, genau deswegen waren wir hier. Dieses Heer war zum Schutz der Schmiede...ja des gesamten Kontinents hier stationiert. Aus allen Herren Länder waren Truppen anwesend. Ich hatte jedoch meistens nur mit unseren Leuten zu tun. Nicht das es nicht Möglichkeiten gegeben hätte...aber ich wollte irgendwie nicht...gut ehrlich gesagt habe ich mich nicht getraut. Wie sehen die Tage aus....aufstehen, frühstücken...Wache schieben...Mittag, Wache schieben...Abendessen, Wache halten, spielen und schlafen...ab und an habe ich auch frei, doch was soll man hier großartig machen...zum Glück blieb mir bisher der Latrinendienst erspart, doch ich fürchte, dass dies nur noch eine Frage der Zeit sein wird bis es mich erwischt.

Stationierung an der Weltenschmiede, Woche vier

Ich hätte nicht gedacht das ich dies sagen würde aber es ist langweilig...es ist so langweilig und trist das nicht einmal der Heiligste Ort des Kontinents dies wett machen könnte. Ich habe große Ehrfurcht vor diesem Ort, aber das was wir hier tun...wir stehen uns die Beine in den Bauch. Ein Großteil der Soldaten weiß wirklich nicht was das für ein Ort ist...sie denken das sie eine Ruine mit eben dieser Schmiede, die ich zitiere „Gar nicht aussieht wie eine Schmiede...es gibt keinen Amboss, keine Hämmer...nichts.“ Einfache Geister, als ich ihnen erklären wollte verlachten sie mich und machten mich wieder zu dem Jüngling der ich doch war und nicht mehr sein wollte. Doch zurück zu meinem Alltag. Wie ich befürchtet hatte...ich hatte Latrinendienst...eine Erfahrung die ich nicht unbedingt wiederholen möchte...doch es sind noch acht Wochen die ich hier verweilen werde. Daher rechne ich noch mindestens zweimal damit...das sagt einem niemand wenn sie von der heldenhaften Verteidigung Mythodeas sprechen...Erschlage Verfemte, beschützte die Welt...steh dir die Beine in den Bauch und Latrinendienst...DAS erwähnt niemand... Die Moral hier ist bei allen gleich, niemand ist wirklich begeistert das sie hier Wache schieben...doch kann man es diesen Männern und Frauen verdenken...wir sind hier am Ende der Welt, Informationen vom Kontinent kommen auch nur mäßig zu uns. Doch so viel ist sicher überall ist mehr los als hier! Einige Kameraden fragten mich gerade ob ich Würfeln möchte...da kann ich nicht widerstehen. Vielleicht habe ich ja Glück...

Stationierung an der Weltenschmiede, Woche fünf

Es ist doch tatsächlich mal etwas passiert, vor ein paar Tagen kam eine kleine Abordnung. Ich glaube aus Blüthental oder so ähnlich. Allen voran war eine blonde Frau, sie schien so was wie die Anführerin zu sein. Ich habe heraus gefunden das es Losinya ist, die Stimme des Weltenrats. Hätte nicht gedacht das ich während meines Dienstes hier solch hohen Persönlichkeiten treffen und sehen werde. Sie hat sich hier eingefunden um zu meditieren und um dem Weltenrat wie auch den Elemten nahe zu sein. So viel konnte ich in Erfahrung bringen. Den Unterschied zwischen Elementen und Weltenrat verstehe ich eh nicht so ganz, vielleicht gibt es auch gar keinen. Vielleicht sollte ich mit ihr reden und mir das ganze einmal erklären lassen. Sie macht einen sehr netten und sympathischen Eindruck. Aber ganz anders als Gjesken oder unser Thul'Heen...ihnen würde ich in jede Schlacht folgen, sie haben Charisma und spornen die Truppen an. Diese Losinya ist anders. Wie soll ich das beschreiben ohne beleidigend zu klingen, denn das meine ich keinesfalls. Sie ist wie die freundliche Nachbarin...eine freundliche hübsche Frau im Kleid...keine Anführerin der man ins Gefecht folgt...das muss sie ja aber gar nicht sein...ich schreibe mich hier noch um Kopf und Kragen. Ich widme mich mal lieber der Ausrüstungspflege und suche mir dann etwas zu essen...

Mein letzter Eintrag...

Die Lage ist aussichtslos...hätte der Quai nicht angefangen zu schreiben, ich glaube ich hätte vergessen das ich ein Buch habe, ein Buch welches gefüllt werden sollte. „Schreib alles auf Junge was dich beschäftigt.“ hörte ich meinen Vater erneut sagen. Ich sollte genau das tun... Der letzte Tag war sehr...ereignisreich...Wer hätte das Gedacht....Niemand hätte es gedacht...denn hätte jemand mit so was gerecht wäre es anders ausgegangen...dann wäre dies niemals passiert...wir wären nicht so unvorbereitet gewesen, wären mehr Männer gewesen, hätten unsere Stellungen anders aufgebaut und sie hätten uns nicht überrennen und abschlachten können...wie blind und töricht wir alle waren, wie töricht ganz Mythodea war...doch wer bin ich das ich an den Herrschern zweifeln darf... Alle waren sich so sicher, sollte der Feind jemals den Boden dieser Insel betreten so würde er durch dieses Spiegelportal aus dieser Verfemten Welt kommen...doch das war ein Irrtum...sie kamen aus der anderen Richtung...in unserem Rücken tauchten sie auf... Alles ging so schnell, Schreie und Kampfeslärm erfüllte die Luft und hallte über die Wiesen...so viel Blut... Krieger in Rot und Schwarz, manche auch in Orange...ich meine das einer auch Gelb und Schwarz trug...mit seltsamen Fahnen auf dem Rücken. Ich habe so etwas noch nie gesehen...wie ich lernen sollte handelte es sich um die Armee des Zweifels...doch das konnte man mir erst erklären als bereits die Hälfte unseres Heeres niedergemetzelt wurde. Die Feinde waren in Unterzahl, doch bis wir wirklich dazu kamen uns zu verteidigen waren die Kräfte bereits fast gleichstark...ach was schreibe ich da...Anzahlmäßig vielleicht...doch sie waren uns die ganze Zeit überlegen. Wir saßen hier unseren Dienst ab und die Moral war dementsprechend...diese Zweifler, schienen hochmotiviert und waren absolut von der Richtigkeit ihres Tuns und der Gewissheit auf Sieg überzeugt...was hätten wir oder gar ich ausrichten sollen.

Der Feind tauchte in unserem Rücken auf, wie aus dem nichts und ohne Vorwarnung...unsere einzige Möglichkeit von dieser Insel herunter zukommen haben sie zerstört...etwas so altes, so voller Geschichte und Anmut, die Greifen zerschmettert...ich erinnere mich noch gut wie ich hindurch geschritten bin...nun wird nie wieder jemand hindurch schreiten...

Das Mythodeanische Verteidigungsheer wurde fast vollkommen vernichtet und uns blieb nur eine Möglichkeit, wir verschanzten uns an dem wohl heiligsten Ort dieser Welt. Hier trotzten wir...Pfeil für Pfeil legte ich auf die Sehne...ich hätte selber nicht damit gerechnet ein Krieger zu werden...ein wirklicher Krieger. Doch den Tod als Gewissheit...scheint Menschen zu verändern... Der Schildwall hielt...den Platz den ich mied und wo wir, wenn überhaupt damit rechneten das der Feind herkommt...irgendwas taten sie dort, doch ich weiß nicht was. Und dann passierte es, das undenkbare...wir sollten siegten. Diese blonde Frau, Losynia sie trat hervor...sprach Worte...es war...ergreifend, faszinierend und inspirierend, ich hatte keinen Zweifel das ich das richtige tat, ich hatte weder Angst noch das Gefühl das wir scheitern würden..bis zu diesem Zeitpunkt hätte ich mich selbst als Feigling bezeichnet...doch ohne zu zögern warf ich mich auf den Feind...wir waren vielleicht noch vierzig Mann...gegen zweihundert...ich weiß es nicht...und wir siegten. Die Urgewalten selbst waren mit uns...die Erde bebte, Blitz und Donner fochten an unserer Seite, Feuer loderte in unseren Herzen...jeder meiner Pfeile fand ein Ziel...es war überwältigend und ein wahres Wunder...ich war so voller Zuversicht...wir alle waren es.

Und dann waren sie geschlagen...wir hatten gesiegt...für den Moment. Ein Meer aus Leichen füllte die Wiese. Freunde, Kameraden, Feinde...alle tot. Der Segen der Elemente verlies uns und die Ereignisse holten mich ein. Ich musste mich setzen... Es war vorbei...für den Moment...doch wir alle wussten das dies nur der Anfang war. Sie würden kommen...mehr von ihnen...und Losynia bestätigte dies...der Weltenrat schien ihr dies mitgeteilt zu haben...wir würden hier alle sterben. Die Nacht war weit fortgeschritten...vor den Mauern der Weltenschmiede lagen unzählige Leichen...unsere Waffenbrüder...Wir, abgeschnitten vom Rest Mythodeas...ohne Aussicht auf Rettung...so vieles was ich noch niederschreiben könnte...doch wozu niemand würde es je lesen...Die verbliebenen Edalphi verstanden nicht warum ich, oder inzwischen auch viele andere noch irgendwas aufschrieben. Und warum war ich überhaupt hier...ich ging unserem Thul ́Heen vermutlich ziemlich auf die Nerven bis er endlich zustimmte mich hierher zu verlegen. Das ganze Theater um Gjesken, die Schildmaid Assansols, zu beeindrucken, damit sie mich in ihre Dienste stellt...ich war so ein Narr.

Was würde ich dafür geben noch einmal Viannes Geigenspiel lauschen zu können. Was ich Amelie sagen würde wenn ich sie noch einmal sehen könnte, sie noch einmal begleiten könnte. Ich wäre kein Feingling mehr, ich würde ihr sagen was ich für sie empfinde, auch wenn ich mich zum Deppen machen würde. Doch niemanden von ihnen werde ich wiedersehen...ob sie überhaupt wissen wer ich bin? Wer ich wirklich bin...oder war ich nur eine Randnotiz in ihren Leben...Gerne hätte ich Assansol aufblühen sehen...wie die Stadt zu neuem Leben erweckt wird, sich leben auf den Straßen tummeln wird...doch diese Verdammten Zweifler haben mir einen Strich durch die Rechnung gemacht... Was wird nun aus Vater...so ohne mich und ganz allein...ob es ihn stolz machen wird...ich glaub nicht...ob es mich stolz macht...kann man stolz sein das man sterben wird...

Ich bin es...dies ist der heiligste Ort den diese Welt kennt und ich habe in den letzten Stunden mehr von den Elementen gespürt und gesehen als andere in ihrem ganzen Leben... Ich habe meinen Glauben gefunden, hier im Angesicht des Nabels...keinen Ort lohnt es sich mehr zu verteidigen...an keinem Ort lohnt es sich mehr als hier zu fallen...sollen sie kommen diese Zweifler ich habe noch einen ganzen Köcher Pfeile...Sollte dieses Buch jemand finden, wisse geneigter Leser das ich trotz Furcht mit erhobenem Haupt in die Schlacht ziehen werde...ich habe meinen Frieden mit der Welt gemacht...sollen sie kommen.

Ich werde nun mit dem Schreiben aufhören und ein letztes mal die Ausrüstung überprüfen. Die Sehne muss gewachst werden. Vielleicht finde ich auch noch ein paar Pfeile. Die Sonne wird bald aufgehen, der letzte Sonnenaufgang den wir erleben werden. Lang kann es nicht mehr dauern bis sie kommen werden. Ich bete das sich Mythodea besser vorbereiten kann auf diese Invasion als wir es konnten.

Die Elemente mit uns allen.

Konrad Starkbaum