ITT Der silberne Weg

Aus Mythopedia

Der silberne Weg

Spielwelt(en):Mitraspera
Urheber:innen:Lena Weber
Mitwirkende:
Jahr:2016

Es gab eine Zeit des Umbruchs auf Mitraspera, die in vielen Geschichten immer wieder erzählt wird. Eine Zeit, in der schon viel probiert und getan worden war, sodass die Grenzen der Möglichkeiten erreicht waren, die man innerhalb der Regeln der Quihen Assil erreicht werden konnte.

Wenn man am Ende eines langen Weges an einer Klippe angekommen ist, dann hat man nur eine begrenzte Zahl von Möglichkeiten. Man kann stehen bleiben, und sich dessen erfreuen, was man bisher geschafft hat. Man kann zur Seite ausweichen, vielleicht sogar  fliegen - und damit die Wege verlassen, die einem aufgezeigt wurden. Man kann springen, oder zurück gehen, und damit den Weg frei machen für Andere, damit diese die Aussicht genießen können.

Ich will euch erzählen, von Jenen, die entschieden den Weg frei zu machen: Den Silbernen.

Jene von denen ich erzähle und ihre Geschichte  sind sicher nicht die Einzigen, die diesen Weg beschritten. Doch sollen sie als Beispiele dienen.

Na'Corin A'Ceara'res galt bei den Tivar Khar'assil als reine Seele, die für ihre Selbstaufgabe stand. Sie rettete Jevahis Abendstern, den Neches'Re der Nyame des Westens, nach einem Kampf durch den Kuss der Töchter der Tugend das Leben. Danach verliebten sie sich ineinander.

Ceara verließ den Orden um Nyame der östlichen Reiche zu werden. In ihrem Amt unterstützte sie eine Schlacht auf Wunsch Orphaliots, indem sie die Naldar ihres Reiches gegen die an die Ratio gefallenen Edalphi sandte. Ihr bekundeter Widerwille hierzu sollte Recht gewesen sein, ging die Schlacht doch mehr als blutig zu Ende. Nur ein einziger Naldar überlebte das Gemetzel: Elgon. Und obgleich es einen unerhörten Skandal in der Kultur der alten Herrscher darstellte, folgte Ceara dem Beispiel Eliars und erhob den Naldar aus einem schlechten Gewissen heraus zum Neches'Re, welcher aufgrund der erlebten Gräultaten den Eintritt in den Orden der ewigen Schwerter verweigerte.

Nach jener Bluttat wurde Cearas Glaube an Orphaliot angeschlagen und sie entfernte sich zunehmend von diesem und blieb der Linie der Eisernen nur aufgrund ihres Bandes mit Jevahis treu.  Mit ihm bekam sie drei Kinder, die Jungen Ammiel und Yuval, sowie das Mädchen Dinah. Die Kinder waren noch klein, als Jevahis in die letzten Schlachten zog. Um mit ihm die letzten Worte auszutauschen und damit die Kinder noch die letzten Worte ihres Vaters hören konnten, schuf sie das Akameron, ein Artefakt, welches es ermöglichte Bilder und Worte zu fangen, um sie später wieder freizugeben. (*)

Als die Ratio besiegt war, erfreute sich Ceara des Friedens und hoffte auf eine Ära des Glücks und des Wiederaufbaus und war umso entsetzter, als sie mit ansehen musste, wie Orphaliots Zorn bereits den nächsten Konflikt heraufbeschwor und der Krieg erneut auszubrechen drohte. Sie flehte den Herren der Eisernen um Frieden an, doch Orphaliot befahl ihr den Krieg und fand vor allem in ihrem Archon Tervar Verxar einen begeisterten Gefolgsmann. So zog Ceara schweren Herzens erneut in den Krieg . Es war jener Moment, als die Kinder des Goldenen Traums die Tivar Khar'assil in den Schlaf schickte, als Ceara plötzlich ihres geliebten und stütztenden Gatten beraubt wurde.

Nur noch wenige Kämpfer gab es nach diesem Einschreiten der Quihen Assil unter den Eisernen. Zu Tervar Verxar und Shragga, dem letzte wahre Anführer  der Eisernen, sammelten sich all Jene, die übrig waren und begannen erneut mit Kriegstreiberei und Wiederaufrüstung. Sie wählten hierfür das Konvent von Kash'Athar im Osten. Ceara, durch den Verlust Jevahis auf sich gestellt, besann sich ihres Herzens und ihres Wunsches nach Frieden. Sie setzte sich leidenschaftlich für die Errichtung von Shan Meng-Ray und Shan Meng-Feyn ein und versuchte auch ihren Archon zu überzeugen, ihr in diesem Weg zu folgen. Als alle Versuche fehlschlugen, wandte sie sich an den Blinden Herren Abbar Selonas, den Träger der Clava Avalgaar, und bat ihn um Hilfe, dem Treiben Einhalt zu gebieten. Sie versuchten ihre Ziele umzusetzen, indem sie den Kriegstreibern die Macht entzogen. So errichteten sie gemeinsam die Stätte Shan'Abbar, indem sie die Banner, welche Kash'Athar speisten aus dem Osten entfernte und einen Ort, welche nicht im Einflussbereich eines Siegels lag, eine Stätte der friedlichen Koexistenz schuf. Sie versah jedes Banner gemeinsam mit Abbar Selonas mit einer besonderen Aufgabe und machte damit nicht nur ihre Haltung klar, sondern schützte die Banner damit auch vor unrechtem Gebrauch, vor ihrem eigenen Archon, sollte er sich ihrem Willen nicht beugen und seine Meinung ändern. Tervar Verxar jedoch verblieb in Kash'Athar, im Stolz gebrochen und entwaffnet, machtlos sich ihrem Tun zu widersetzen, ebenso aber nicht bereit, sich ihr zu ergeben.

Ceara, nun mit neuem Mut ihren friedlichen Weg fortzuführen, tat sich mit der neuen Nyame des Nordes, Esthaer de vo Canar zusammen. Sie trieben den Aufbau der Stätten von Shan Meng-Ray und Shan Meng-Feyn voran, welche mit dem System der Waffenmeister dauerhaft Frieden schaffen sollten. Nicht lange jedoch hielt dieser Friede, ehe Ar'Nathan das Urteil nicht anerkannte, als Ar'Janka Mellesans, als Streiterin für die Luft,  Ashantiala tötete.  Daraufhin entfesselte Ar'Nathan seine Wut, und löste die fünfte Jahreszeit und damit den ersten Winter in der Geschichte Mitrasperas aus.

Das Scheitern ihres Lebenswerkes und der eisige Griff des plötzlichen Winters kostete Na'Corin A'Ceara'res die letzte Kraft, und so entschlief sie, ausgezehrt, im Kreise ihrer drei Kinder.

Die Kinder zogen ihre eigenen Schlüsse aus dem Erlebten. Jeder von ihnen besann sich des silbernen Weges auf eine andere Weise.

Ammiel, in fast noch jugendlichem Alter, wählte den Weg des Exils. Seiner Überzeugung nach wären die herrschenden Völker nicht dazu in der Lage Mitraspera zu einem friedlichen und elementgefälligen Land zu machen. Es wäre an der Zeit sich zurück zu ziehen und den jungen Völkern den Weg frei zu machen. Denn sie wären nicht geleitet von Machtdurst, sondern durchzogen vom Willen der Elemente selbst. Geschaffen um zu Dienen, nicht um zu herrschen, würden sie auch für das Land das Beste wollen und es nicht, wie die Herrscher, auszehren. Sie würden  das Leben stets vor dem Tod wählen. Nur mit und durch sie wäre ein dauerhafter Frieden möglich.

Dinah zog sich ebenfalls zurück, nahm aber stets eine beobachtende Position ein. Sie nutzte das Akameron um Wissen für Jene nach ihr zu sammeln. Ihrer Überzeugung nach könne aus dem Wissen Erkenntnis entstehen, welche künftige Fehler verhindern könne.  Sie agierte stets im Hintergrund. Außer ihren Aufzeichnungen selbst gab es keinerlei Erwähnung in der Zukunft.

Yuval war im Vergleich zu seinen Geschwistern derjenige, der am meisten Taten sprechen ließ. Er war der Meinung, dass zuerst die Untaten der herrschenden Völker bereinigt werden müssten, ehe man Mitraspera den Elementarvölkern und diese sich selbst überließ. Er beobachtete eine Weile, forschte und brachte es mit seiner Klugheit in hohe, politisch relevante, Positionen. Als Berater Mariêns war er es, der sie dazu ermunterte den Weltenbrand auszulösen. Ob von ihm beabsichtigt oder nicht, erreichte er damit, dass alle Herrscher von den Quihen Assil ins Exil verband wurden und Mitraspera die gründlichste Reinigung aller Zeiten erfuhr. Nur die Elementarvölker blieben zurück, eintausend Generationen lang. Zwar blieb ist nicht durchgängig ohne Auseinandersetzungen, doch das Ausmaß war um ein vielfaches Geringer als zu Zeiten des großen Krieges.

Damit zeigen die drei Kinder von Jevahis Abendstern und Na'Corin A'Ceara'res drei Wege auf, die ursprünglich silbern sind.

Die Elementarvölker selbst nutzten das dritte Zeitalter zur Erholung. Ihre Kultur formte sich aus, jede für sich. Ihre Lehren jedoch verwiesen stets darauf, dass nach der Zeit der Ruhe, die Erben der Alten Herrscher zurückkehren würden, um alle ihre Fehler zu bereinigen und Mitraspera zu neuer Blüte zu führen. Denn ohne dies war das Land nicht vollständig nutzbar, wurden doch die Kräfte versiegelt, wüteten doch die Urgewalten über ihnen.

Brief von Jevahis Abendstern an Ceara

Meine liebe Ceara!

du hörst es um mich herum, und vielleicht siehst du es auch. Wir ziehen in die Schlacht und ich habe die Befürchtung, es wird meine Letzte sein. Für den Fall, dass wir uns nicht wieder sehen möchte ich dir, durch dein Akameron, eine letzte Nachricht überbringen.

Vielleicht wirst Du sie erst zu Gesicht bekommen wenn ich schon nicht mehr bin.

Ich habe keinen Zweifel an der Sache für die ich kämpfe und mein Mut ist fest und unerschütterlich. Ich weiß, dass die nächsten Takte für die Zukunft Mitrasperas entscheidend sein werden. Ich weiß wieviel wir denen Schulden, die uns vorangingen, durch die blutigen Leiden des Krieges.

Ceara, meine Liebe zu Dir ist unsterblich, sie bindet mich mit mächtigen Banden, die nur die Weltenkinder selbst brechen könnten. Die Erinnerungen an all die glücklichen Momente mit dir überschwemmen mich und ich danke Cuenvenin und Dir, das ich dieses Glück so lange genießen durfte.

Und doch ergreift mich die Treue zu Orphaliot wie ein starker Wind und trägt mich fort, trotz all dieser Bande, unwiderstehlich in die Schlacht.

Es ist so hart alles hinter mir zu lassen und die Hoffnung auf künftige Monde zu Asche werden zu sehen. Wenn wir doch, so die Roten Jademeister es gewollt hätten, weiter in Liebe zusammen leben könnten und unsere Kinder heranwachsen sehen.

Ich ersehne mir einen Möglichkeit unser Glück zu bewahren und Einigkeit in die Welt zu bringen. Gerade jetzt, wo ich erkannt habe, dass es einen gangbaren Weg geben könnte. Dieser Weg zeigt sich mir in der Almahandra, so mir auch unklar ist,  ob sie meine Ansicht teilt. Ich glaube an die Herrin der Tivar Khar'assil, welche durch ihr Mitgefühl und ihre Einsicht, eine Zukunft ohne Morden verheißen könnte.

Ich wünsche mir so sehr, dass es ein Leben Jenseits von blutiger Schlacht geben kann,

und trotzdem werde ich dem Almahandir um unserer Freundschaft willen folgen und den Willen der Eisernen mit festem Blick und aller Macht in die Welt tragen.

Falls ich die nächsten Takte überleben sollte, werde ich all meinen Mut zusammen nehmen und mit ihr sprechen, werde meine Hoffnungen mit der Almahandra teilen und auf ihre Weisheit vertrauen. Ich werde vor ihr knien, mein Herz und meine Seele in ihre Hände geben und sie bitten einen Weg zu finden, das Leiden zu beenden. Ich bin der Überzeugung, dass sie das Blutvergießen beenden kann. Die Quihen Assil in ihrer Gänze sollen mir bei diesem Vorhaben beistehen, die Almahandra darin zu bestärken die Hoffnung für ganz Mitraspera zu werden.

Doch in das Morgen kann ich noch kaum sehen, in Erwartung der Schlacht die entbrennt, in der Zeit in der ich spreche. Mein Herz ist schwer, während ich hier in Gedanken an euch bin, zieht schon ein Sog an meiner Seele, der mich in die Hallen Orphaliots ruft.

Falls ich nicht zurückkomme vergiss nie Ceara, wie sehr ich Dich geliebt habe und dass ich, wenn ich mein Lebensatem auf dem Schlachtfeld aushauchen muß, als letztes deinen Namen flüstern werde.

Ich bitte dich unseren geliebten Kindern von mir und meinem Schicksal zu berichten. Sie sollen verstehen und an meiner und der Geschichte Mitrasperas lernen, dass es mithilfe vernünftigen Handelns, Hoffnung auf Frieden geben könnte.

Vergebt mir meine Fehler und alle Schmerzen die ich euch bereitet habe. Und das ich sooft nicht bei euch sein konnte, obwohl ich mir nichts sehnlicher gewünscht hätte.

Aber, oh Ceara, Du sollst wissen,  auch wenn es keine Rückkehr für mich aus den Hallen Orphaliots geben wird, so werde ich doch in Gedanken immer bei euch sein, am hellsten Tag und in der dunkelsten Nacht, immer. Und wenn die sanfte Brise über Deine Wange weht, wird es mein Atem sein und die kühle Luft an deiner pochenden Schläfe meine vorbeistreichende Seele.

Ceara, weine nicht um mich wenn ich tot bin, sondern sei stark für unsere Kinder und hilf, den Tag herbeizuführen, an dem die Blutvergießen ein Ende finden wird.

Nun aber mache ich mich bereit, all meine Freuden und die Liebe zum Leben selbst zu opfern um dieser Sache zu dienen und meinen Freunden und Brüdern beizustehen.